Bereits die Pferdebahn hatte natürlich eine Heimstätte, in der die Fahrzeuge gewartet, die Pferde gefüttert und die Fahrer versorgt wurden. Das hat sich auch bei der elektrischen Straßenbahn nicht geändert - im Gegenteil. Die Hallen wurden immer größer und neue Berufszweige mussten in den Werkstätten untergebracht werden.
Die Potsdamer elektrische Straßenbahn verfügte in ihrer weit mehr als 100-jährigen Geschichte über insgesamt drei dieser Betriebshöfe. 1907 eröffneten Werkstatt und Wagenhalle in der Holzmarktstraße, 1935 kam die Halle an der Heinrich-Mann-Allee hinzu. Im Jahre 2002 wurden beide Anlagen und der Bus-Betriebshof durch ein gänzlich neues Depot ersetzt, welches seither einen kombinierten Straßenbahn- und Bus-Betriebshof darstellt. Auf den nachfolgenden Seiten erfährst du alles zur Geschichte der Tram-Betriebshöfe in Potsdam.
Mit einem Schuppen fing alles an
Der erste Betriebshof der Potsdamer Straßenbahn befand sich auf dem Grundstück Neue Königstraße 38a (später 79/80, heute Berliner Straße 103), direkt neben der bis heute erhaltenen Villa des Bildhauers Louis Castan (1828 – 1908), die übrigens von Persius gestaltet wurde. Während die Verwaltung der „Potsdamer Straßenbahn-Gesellschaft“ und ihr Direktor Emil Bauer in der Nauener Straße 56 residierte (ein Holländerhaus nahe dem Nauener Tor), hatte man für die Wagen, Ställe und die Schmiede das Territorium unweit der Glienicker Brücke auserkoren. 1880 nahm man hier zunächst im hinteren Teil des Grundstückes einen langen dreiständigen Wagenschuppen in Betrieb, der wahrscheinlich alle 29 Wagen des ursprünglichen Fuhrparks aufnehmen konnte. Für die Pferde gab es von der Straße aus gesehen rechts daneben ein langestrecktes Stallgebäude, die Schmiede und Werkstätten befanden sich wahrscheinlich zwischen Stall und Schuppen an der hinteren Grundstücksgrenze.
Der Wagenschuppen wird von der Neuen Königstraße aus über eine ca. 100 Meter lange eingleisige Zufahrtsstrecke erreicht, die auch am Wohnhaus des Betriebs-Inspectors Wilhelm Mattheß vorbei führte. Es stand in der Mitte des Geländes.
Der Pferdebahnhof wächst
Im April 1888 bemüht sich die Pferdebahngesellschaft um die Erweiterung des Betriebshofes, war doch der Wagenpark inzwischen auf 39 Wagen angewachsen. Bis 1906 sollte er schließlich die endgültige Zahl von 54 Wagen erreichen. Der neue Schuppen ist bestens dokumentiert. Er war mit 27,5 Metern länge kürzer als der alte Schuppen, mit 8,50 Metern Breite jedoch gleich breit. Es handelte sich um einen in Eisenfachwerk ausgeführten Schuppen, dessen linke Seitenwand und die Rückwand zwischen den Trägern ausgemauert war. Die rechte Schuppenseite und die Einfahrt waren komplett offen. Auch er verfügte über drei Gleise und war dem alten Schuppen vorgelagert. Mit dem neuen Schuppen kam auch ein neues Stallgebäude hinzu, denn mit den Wagen wuchs auch die Zahl der Pferde. Weitere Informationen sind derzeit zu diesem Depot nicht bekannt. Ob bis zur Einstellung des Betriebes weitere Bauten hinzukamen, lässt sich nur erahnen. Ein Stadtplan des Jahres 1912 zeigt an der Stelle des Pferdebahndepots einige Bauten, die sehr gut noch das alte Depot darstellen könnten. Die Bauten der Pferdeställe sind danach später noch erweitert worden. Ob dies jedoch zur Pferdebahnzeit geschah, ist nicht geklärt.
Ein Stück überdauerte bis heute
Im Jahre 2011 wurde vom Verein "Historische Straßenbahn Potsdam e.V." vom Gelände des ehemaligen Pferdebahn-Depots ein Schienenstück geborgen. Das Gleis wurde im Jahre 1893 von der Firma Phoenix gegossen und überdauerte als Zaunpfahl einer inzwischen geräumten Gartenanlage. Das bei der Bergung zerbrochene Schienenstück, erinnert heute sowohl im Potsdam-Museum als auch im Verwaltungsgebäude der ViP an die Pferdebahnzeit.
Die Elektrische braucht ein neues Heim
Für die 1907 eröffnete elektrische Straßenbahn war der Betriebshof der Pferdebahn an der Neuen Königstraße (heute Berliner Straße) zu klein und ungeeignet. Es musste also ein Neubau her. Erste Pläne sahen vor, die neue Heimstätte der Elektrischen an der Kaiser-Wilhelm-Straße, der heutigen Hegelallee zu errichten. Dazu kam es nicht. Vielmehr entschied man sich bei der Stadt für ein Grundstück an der Holzmarktstraße 6/7. Hier befanden sich im 18. Jahrhundert die Holzlager und Flächen für die Zimmerleute der Stadt. Das Grundstück war auch 1906, als man mit dem Bau des Betriebshofes begann nur spärlich besiedelt und bot so ausreichend Platz für die neue Wagenhalle, Werkstätten, eine Umformerstation und das Verwaltungsgebäude.
Die Wagenhalle wurde nach amerikanischen Vorbild ohne Zwischenwände konzipiert und konnte 32 Zweiachser aufnehmen. Die größtenteils aus Glas und Stahl bestehende Seite zur Holzmarktstraße verfügte zunächst über 14 Ausfahrten. Die Zufahrt zur Wagenhalle erfolgte über eine eingleisige Strecke in der Türkstraße, die kurz vor dem Berliner Tor von der Neuen Königstraße abzweigte. Ausgefahren wurde hingegen durch eine ebenfalls eingleisige Strecke in der Holzmarktstraße. Mit dieser großzügigen Bauart und besonders der Durchfahrbarkeit war der Potsdamer Straßenbahnhof ziemlich modern.
Am 2. September 1907 fand auf dem neuen Betriebshof die offizielle Eröffnungszeremonie für das neue Verkehrsmittel statt. Bürgermeister Dr. Kurt Vosberg besichtigte zunächst die mustergültige Anlage und hielt dann in der festlich geschmückten Halle seine Eröffnungsrede.
Das Gelände gehörte dem Magistrat der Stadt Potsdam und bot zumindest im Jahre 1927 auch dem „Straßenbahnstationsvorsteher“ (meint wohl Depotdirektor) und dem Werkmeister eine Wohnung. Das Adressbuch von 1938/39 nennt als Eigentümer bereits die Stadtwerke Potsdam, Abteilung Straßenbahn. Zu diesem Zeitpunkt leben auf dem Hof zusätzlich noch Kraftwagenführer und ein Maschinist.
Zerstörung und Wiederaufbau
1943 kamen neue Bewohner hinzu, die allerdings keineswegs freiwillig nach Potsdam kamen. 50 Kriegsgefangene aus den Niederlanden wurden bei der Potsdamer Straßenbahn als Fahrer und Schaffner eingesetzt. Sie lebten in Baracken auf dem Gelände des Straßenbahnhofes.
Am 14. April 1945, dem Tag des Bombenangriffs auf Potsdam, wird auch die Holzmarktstraße getroffen. Das Verwaltungsgebäude wird vollständig vernichtet, das Dach der Wagenhalle zur Hälfte zerstört und zehn Triebwagen unwiederbringlich beschädigt.
Trotz der erheblichen Schäden, begann im Sommer 1945 auch die Werkstatt wieder zu arbeiten. Mit Pferde- und Muskelkraft wurden die verbliebenen Wagen hierher überführt. 1947/48 wurde auch die Wagenhalle wieder aufgebaut und 1949 ein neues Verwaltungsgebäude anstelle des alten Übergeben werden. Die Instandsetzung und Wartung der Straßenbahnwagen lief unterdessen weiter.
Ein besonderes Ereignis war die Übergabe des ersten komplett neu aufgebauten Triebwagens Nr. 20 im März 1950. Der als „FDJ-Zug“ gekennzeichnete Lindner-Wagen war 1945 in der Wagenhalle zerstört worden. Unter Verwendung von Teilen des ebenfalls zerstörten Wagens 22 wurde er dann von Grund auf neu erbaut.
In den frühen 1950er Jahre konnte endlich mit dem Ausbau der Werkstatt begonnen werden. So entstand zunächst 1952 ein neues Lagergebäude mit einer Garage für den Turmwagen und einer Kleiderkammer. Ein Jahr später kam dann ein neues Werkstattgebäude und eine Montagehalle für den Gleisbau hinzu. Der Verkehrsbetrieb hatte so die Möglichkeit geschaffen, Fahrzeuge auch in größerem Umfang selbst umbauen zu können. Als erstes profitierten davon insgesamt elf der Lindner-Wagen, die im Jahre 1954 neue, komplett geschlossene Wagenkästen bekamen.
Die letzten Jahre
Im März 1982 wurde auf dem Betriebshofgelände eine Wendeschleife eingerichtet, welches das Umsetzen von Wagen aus der Türkstraße ohne Nutzung der Berliner Straße erlaubte. Kurze Zeit später wurde auch die bisher eingleisige Zufahrt in der Türkstraße zweigleisig ausgebaut.
Ein weitere Erleichterung für die Arbeit der Werkstatt ist war die Anschaffung einer Presse für die Monoblocradsätze im Oktober 1985. Nun konnten die Drehgestelle der KT4D in Potsdam aufgearbeitet werden. Zuvor mussten sie zur Hauptwerkstatt der Magdeburger Straßenbahn überführt werden.
Mit dem Neubau des Betriebshofes in der Wetzlarer-Straße scheint das Ende der alten Hauptwerkstatt gekommen. Im Jahre 2001 wird das Gelände beräumt und soll dem Neubau der Feuerwache weichen. Im Zuge der Combino-Krise muss die alte Hauptwerkstatt jedoch noch einmal reaktiviert werden. Im August und September 2004 werden hier außerplanmäßig Tatra KT4D hauptuntersucht. Da die Gleise bereist abgebaut sind, werden die Wagen per Tieflader hierher gebracht.
Im Frühjahr 2005 ist dann endgültig Schluss: nach 98 Jahren wird dieses Denkmal der Verkehrsgeschichte abgerissen. Die neue Hauptwache der Feuerwehr wurde im Januar 2010 übergeben.
Ein neuer Betriebshof entsteht
Ende der zwanziger Jahren war der Wagenpark der Potsdamer Straßenbahn soweit angewachsen, dass das Depot in der Holzmarktstraße, welches gleichzeitig als Werkstatt diente, zu klein geworden war. Zusätzlich standen erhebliche Netzerweiterungen im südlichen Teil der Stadt an. Daher reiften nun Pläne für einen zweiten Betriebshof, der am früheren „kleinen Exerzierplatz“ nahe des Alten Friedhofes seinen Standort finden sollte.
Am 25. Juni 1934 wurden die Pläne für die 102 Meter lange und 25,5 Meter breite Halle vorgestellt und am 6. Mai 1935 die Baugenehmigung erteilt. Da die Halle in Skelettbauweise mit Stahlträgern ausgeführt wurde, konnte sie bereits am 23. Juli abgenommen werden. Ab dem 7. August 1935 rückten die ersten Wagen aus.
Zerstörung und Ausbau
Der Betrieb lief nur kurze Zeit reibungslos. Zwar hatte man auch die Erweiterung des Depotgeländes für die nächsten Jahre geplant, doch der Zweite Weltkrieg machte alle Planungen zunichte. Schon 1943/44 war der Betrieb das halbe Depot wieder los. Die Arado-Flugzeugwerke, auf dem MAZ-Gelände an der Friedrich Engels-Straße gelegen, requirierten 1943/44 Teile der Halle für sich. Der Verkehrsbetrieb baute zwei Hallengleise aus, um auf der Freifläche daneben weiterhin Wagen abstellen zu können. Andere Fahrzeuge ließ man auf der Strecke nach Rehbrücke stehen, was sich noch als Glücksfall zeigen sollte. Bei den Bombenangriffen auf Potsdam in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1945, wurde die Wagenhalle beschädigt, die im Freien abgestellten Wagen entlang der heutigen Heinrich-Mann-Alle blieben jedoch unbeschadet.
Schnell war die Halle nach dem Krieg wieder hergerichtet, erst Ende der 1960er Jahre konnte jedoch endlich auch die große, 10gleisige Freiabstellfläche mit Wendeschleife gebaut werden.
Im Jahre 1987 wurde auf dem Gelände ein neues Unterwerk in Betrieb genommen. Es stand direkt hinter der Wagenhalle und ersetzte zwei fahrbare Unterwerke. Mit diesem Bauwerk, welches zugleich auch dringend benötigte Umkleider-, Sanitär- und Büroräume umfasste, konnte der Ausbau des Stromversorgungsanlagen zum Abschluss gebracht werden. Nötig wurde dieser wiederum durch den hohen Energiebedarf der KT4D.
Mitte der 1990er Jahre kam es noch einmal zu einer Verbesserung, als man einen Großteil der bis dahin stumpf endenden Gleise der Freiabstellfläche an die Wendeschleife anschloss.
Das Ende
Spätestens mit der Neubeschaffung der Niederflurwagen wurde klar, dass die Hallen nicht mehr zeitgemäß waren. Da sich die Technik dieser Fahrzeuge nicht unter, sondern auf dem Fahrzeug befindet, musste die Wartungstechnik erheblich umgebaut werden. Noch 1998 erhielt die Wagenhalle in der Drevesstraße einen Dacharbeitsstand, der aber nur eine Übergangslösung blieb.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Betriebshofes an der Wetzlarer Straße im September 2002, endete die Nutzung der Wagenhalle an der Drevesstraße, wo man bereits im Mai 2002 mit dem Abbau der Anlagen begonnen hatte. Zum 27. November 2002 wurde der Betriebshof stillgelegt.
Alles unter einem Dach
Am 1.September 1999 wurde der Grundstein für den neuen Betriebshof des Verkehrsbetriebes Potsdam gelegt. Auf einem 92.000 m² großen Gelände an der Wetzlarer Straße, wurde mit dem Bau der neuen gemeinsamen Heimstätte für die Busse und Straßenbahnen der ViP begonnen.
Notwendig wurde der neue Hof aus einer Reihe von Gründen: die ViP verfügte bis dato über eine Straßenbahn-Hauptwerkstatt (Holzmarktstraße), eine Straßenbahnabstellanlage (Drevesstraße), den Betriebshof für die Linienbusse (Fritz-Zubeil-Straße) und die Leitstelle im Reisebüro-Hochhaus am Platz der Einheit. Diese dezentrale Lage brachte viele Schwierigkeiten im Alltagsbetrieb mit sich. Hinzu kamen, dass sowohl die Werkstatt der Straßenbahn als auch der Busbetriebshof nur über eine unzureichende technische Ausstattung verfügten. Die Durchfahrtshöhen und -breiten an den Toren beider Depots entsprachen nicht mehr den Vorgaben und auch die Wartung der neuen Niederflurbahnen, die bekanntlich einen beachtlichen Teil der Technik auf dem Dach führen, war kaum zu bewerkstelligen. Nicht verschwiegen werden soll an dieser Stelle auch das Einsparpotential an Arbeitskräften, dass die Vereinigung aller Betriebszweige unter einem Dach mit sich brachte. Etliche Mitarbeiter wurden im Zuge der Eröffnung des neuen Hofes entlassen.
Nach genau zweijähriger Bauzeit konnte der neue Betriebshof am 02.09.2001 an die ViP übergeben werden. Für rund 86 Mio. Euro wurde eine neue Werkstatt, ein Carport für Busse, die 12gleisige Abstellhalle für die Straßenbahn und das neue Verwaltungsgebäude errichtet. Hinzu kommen eine 820 m lange zweigleisige Zufahrtsstrecke, die von der Schnellbahntrasse am Stern abzweigt, 4,7 km Gleise auf dem Betriebshof selbst und 35 Weichen. Auch ein Gleichrichterunterwerk und eine Tankstelle für die Busse gehören zum neuen Betriebshof.
Imagefilm der Stadtwerke Potsdam | Quelle: Youtube-Kanal SWPPotsdam
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