Nächste Haltestelle: PLatz der Einheit

Der Platz der Einheit ist der wichtigste Knotenpunkt der Potsdamer Straßenbahn. Das sternförmig angelegte Netz hat hier seinen Mittelpunkt, so dass alle Tramlinien diesen Platz passieren müssen. Der als Gleisschleife angelegte Knoten verfügt heute über drei Haltestellen: Platz der Einheit/West, Platz der Einheit Nord und Platz der Einheit / Bildungsforum. Seit der Eröffnung der Potsdamer Pferdebahn ist die damals noch Wilhelmplatz genannte zentrale Fläche wesentlicher Bestandteil des Netzes.
Wie sich Platz und Gleisanlage über die Jahrzehnte entwickelten, erfährst Du hier.

Vom faulen See zum Stadtplatz

Im Zuge der Stadterweiterung Potsdams durch den Soldatenkönig wurde der einstige Faule See ab 1724 zugeschüttet und nach und nach mit Bürgerhäusern umbaut. Der morastige Boden sorgte dafür, dass viele der Wohnhäuser immer wieder absanken und neu errichtet werden mussten. Eine zunächst geplante Bebauung des Platzes selbst, musste aufgegeben werden.

 

Ab 1831 wurde der erneut abgesunkene Platz mit Trümmern der zuvor abgebrannten Nikolaikirche erneut aufgefüllt. Der Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné gestaltete die Anlage dabei gänzlich neu. 1862 erfolgte eine erneute Umgestaltung durch Lenné zum Wilhelmplatz. damals wurden die beiden bis heute noch immer weitestgehend nachvollziehbaren Baumreihen hinzugefügt. Eine weitere Umgestaltung erfolgte 1929.

 

In der Bombennacht vom 14. April 1945 wurden große Teile der Randbebauung des Platzes zerstört. Bereits in der Reichspogromnacht war die Synagoge geschändet worden. Im März 1946 wurde der Wilhelmplatz umbenannt in Platz der Einheit, wobei zunächst tatsächlich auf die deutsche Einheit Bezug genommen wurde. Erst später interpretierte man den Namen in Bezug auf die Einheit der Arbeiterklasse und der KPD und SPD zur SED.

Anlässlich der BUGA 2001 wurde der Platz umgestaltet und dabei auch die lennésche Diagonalwege wieder hergestellt.

Die Anfänge (1880-1929)

Bereits die Pferdebahn erreichte den Wilhelmplatz, wie die Anlage damals hieß. Am 14.05.1880 fuhr erstmals die grüne Linie an der Süd- und Westseite des Platzes, der ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ohne Straßenbahnverkehr sein würde.

 

Nachdem die elektrische Straßenbahn im Jahre 1907 einzug gehalten hatte, wurden die meisten Gleisanlagen zweigleisig Ausgebaut. So auch diese am Wilhelmplatz.

Einmal rund um den Platz (1929-1945)

1929 wurden die Gleisanlagen am Wilhelmplatz erheblich erweitert. Als Zentraler Punkt des Streckennetzes sollte der Platz auch als Wendeschleife und Ausgangspunkt dienen. Dazu wurden auch an der Nord- und Ostseite des Platzes Gleise verlegt. Eine Besonderheit: es kommen erstmals in Potsdam Rasengleise zum Einsatz. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg enden hier die Linien 4 und 5. Der Platz wird vom Bahnhof kommend auf der Ostseite umfahren. Nur auf der Rückfahrt wird die Westseite genutzt.

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen (1945)

Hitlers Machtantritt im Jahre 1933 wurde in Potsdam mit Prunk und Pomp gefeiert. Zwölf Jahre später hat auch Potsdam die Folgen dieses Wahnsinns zu spüren bekommen: am 14. April 1945 wird die gesamte historische Innenstadt in Schutt und Asche gelegt.

 

Auch der Platz der Einheit ist davon betroffen, fast die gesamte angrenzende Bebauung wird zerstört. Die jüdische Synagoge war allerdings bereits von den Nazis 1938 während der Reichspogromnacht zerstört worden.

 

Die Straßenbahnanlagen sind am 19. September 1945 wieder soweit hergerichtet, dass ein Linienverkehr zwischen Wilhelmplatz und Alleestraße, bzw. Luftschiffhafen möglich ist.

Das Schloss weicht dem Verkehr (1961-1990)

Die enormen Zerstörungen des Krieges und der neue polititsche Wind, machen den Wiederaufbau Potsdams nach neuen Maßstäben notwendig. Das Stadtschloss wird abgerissen und damit der Weg frei, für eine neuen Straßenbahntrasse in der, nun sehr breiten Friedrich-Ebert-Straße (ehemals Hohewegstraße und Nauener Straße).

 

Die Straßenbahn über den Alten Markt wird 1961 stillgelegt und erreicht den Platz nun an der süd-westlichen Ecke. Auch die Straße am Kanal (ab sofort Heinrich-Rau-Allee) wird nach Zuschüttung des Stadtkanals neu trassiert. Der Wilhelmplatz erhält den neuen Namen “Platz der Einheit”.

Neue Gleisanlagen und Gebäude (ab 1991)

Mit dem Ende der DDR 1990 änderte sich das Aussehen des Platzes und der Straßenbahnanlagen erneut. Anfang der 1990er Jahre wurden in der Friedrich-Ebert-Straße umfangreiche Abbiege- bzw. Vorsortiergleise eingebaut, die ein schnelleres Aus- und Einfahren der Züge in diesen wichtigen Knotenpunkt zulassen.

 

Auch vor der Hauptpost wurde ein weiteres Gleis eingebaut, so dass nun auch von hier der Platz angefahren werden kann.

Potsdams neue Mitte

Mit dem Verkehrsumbau zur Wiederherstellung der historischen Mitte, sind auch am Platz der Einheit noch einmal ein paar Veränderungen eingetreten. 2008/2009 erfolgte die Umtrassierung in der Friedrich-Ebert-Straße in deren Zuge die Vorsortiergleise der 1990er Jahre wieder ausgebaut wurden.

 

In Zukunft wird vor allem der Bereich der Haltestelle Platz der Einheit/West noch einmal Veränderungen unterliegen. So ist geplant, die zweite Baumreihe, die einzig auf dieser Seite des Platzes fehlt, wieder zu ergänzen. Die separate Busspur entfiele dadurch und wird in den Bereich der Straßenbahngleise verlegt. Dabei können Bus- und Straßenbahnhaltestelle zusammengeführt werden.

Bildergalerie

Die Nordseite

Die Nordseite des Platzes ist heute vor allem von der Wilhelmgalerie geprägt, die in den frühen 1990er Jahren das Schuhhaus aus DDR-Zeiten ersetzte. Die Haltestelle Platz der Einheit / Nord wird im regulären Fahrplan nur von einzelnen Takten angefahren und hat betrieblich daher kaum Bedeutung. Im Falle von verkürzten Linienführungen bei Bauarbeiten oder Störungen ist dies allerdings anders. Zudem dient die Haltestelle auch als Abfahrtspunkt für die Sonderfahrten mit dem Lindnerwagen in den Sommermonaten.

Die Südseite

Die Haltestelle Platz der Einheit / Bildungsforum ist benannt nach dem gleichnamigen Gebäude, welches neben der Stadt- und Landesbibliothek auch die Volkshochschule und die Wissenschaftsetage umfasst. Mit der Eröffnung des umgebauten Hauses im September 2013, erhielt auch die Haltestelle ihren neuen Namen. Zuvor hatte sie Platz der Einheit / Am Kanal geheißen und noch in 1990er Jahren Platz der Einheit / Süd. Hier verkehren die Straßenbahnlinien 93, 94 und 99 von und nach Babelsberg bzw. zur Glienicker Brücke.

Die Ostseite

Dominiert vom Postgebäude und Wohnblocks aus DDR-Zeiten, ist die Ostseite des Platzes heute ohne Haltestelle. Von 1929 an bis in die 1960er Jahre hinein war das anders. Unmittelbar vor der 1938 geschändeten und 1945 ausgebrannten Synagoge befand sich eine Haltestelle. Wahrscheinlich mit dem Wegfall der Trasse über den Alten Markt und durch die Kaiserstraße wurde der Haltepunkt aufgegeben. Heute befindet sich hier ein Abstell- und ein Umfahrungsgleis. Hier können havarierte Fahrzeuge abgestellt oder bei Bauarbeiten und Störungen gewendet werden.

Die Westseite

Die Westseite des Platzes der Einheit zeigt trotz der vielen Zerstörungen des Krieges noch zahlreiche historische Bauten aus der Zeit Friedrichs des Großen und macht deutlich, wie prachtvoll der Platz einst war. Die Haltestelle war bis zur Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes der wichtigste Umsteigepunkt im Netz. Auch heute noch herrscht hier reges Treiben, kann man doch hier in alle Linien der Stadt um- und einsteigen. Lediglich die Linie 93 kommt hier im Regelfall nicht vorbei.