Sie waren die ersten elektrischen Straßenbahnwagen die durch Potsdam fuhren. Zwölf dieser Triebwagen standen am Eröffnungstag der “Elektrischen” bereit. Mit einer Lebensdauer von zum Teil mehr als 60 Jahren waren sie am längsten im Einsatz.
Als nach langen Verhandlungen endlich mit der Elektrifizierung der Pferdebahn begonnen werden konnte, musste man sich auch über die Beschaffung neuer Wagen für den elektrischen Betrieb Gedanken machen. Anfangs nahm die städtische Straßenbahn Verhandlungen mit der MAN in Nürnberg auf, entschied sich aber später für Wagen der Waggonfabrik Gottfried Lindner in Ammendorf. Warum der Vertrag mit MAN nicht zu Stande kam, ist ungeklärt.
Bereits im Mai 1907 lieferte Lindner 12 dreifenstrige Triebwagen, welche die Nummern 1 bis 12 erhielten. Sie konnten allerdings noch nicht eingesetzt werden, da sich die Bauarbeiten zur Elektrifizierung hinzogen. Die Triebwagen 1 und 2 waren es, die am 2. September 1907 endlich den elektrischen Verkehr eröffneten.
Die Fahrzeuge selbst stachen durch ihre luxuriöse Innenausstattung hervor. Zwar gab es auch in diesen Fahrzeugen nur Holzbänke, diese jedoch waren mit Sitzdecken behängt, die das Potsdamer Stadtwappen trugen. Außerdem wurden edelste Hölzer für die Innenverkleidung verwendet und die Decken mit Malereien geschmückt. Außen waren die Lindner-Wagen elfenbeinfarben und mit braunen Zier- und Absatzstreifen versehen. Auch hier prangte das Potsdamer Stadtwappen. Die gesamte technische Ausstattung lieferten die Siemens-Schuckert-Werke Berlin.
Bereits Ende September 1907 wurden weitere Triebwagen (13-22) nach Potsdam geliefert. Zu diesen hatte die Potsdamer Straßenbahn-Verwaltung auch fünf Beiwagen bestellt, die die Nummern 36 bis 40 erhielten. Die anderen zur Eröffnung vorhandenen Beiwagen (31-35) waren aus Pferdebahnwagen umgebaut worden.
1908 wird der Wagenbedarf wegen der Eröffnung der Strecke nach Nowawes größer. Daher liefert Lindner nochmals sieben Triebwagen (23-29) und zwei Beiwagen (51 und 52). Die Triebwagen unterschieden sich vor allem durch Klappfenster an den Seiten von den bisher gelieferten, bei denen die Seitenfenster komplett abgesenkt wurden.
1922 beginnt man mit dem Umbau der Fahrzeuge der ersten Generation. Den Anfang machen die 1908 gelieferten Wagen 23 bis 29, die mit Plattformverglasung (siehe oben) ausgestattet werden. Die Seiten bleiben allerdings weiterhin offen. Nach den Inflationsjahren können auch die Wagen 1 bis 22 mit einer Verglasung versehen werden. Hierbei wird allerdings eine durchgehende Frontscheibe verwendet und nicht mehr die dreiteilige. Auch die Triebwagen 23 bis 29 wurden später dieser Bauart angepasst. Ab 1922 wurden alle Bahnen mit der für Potsdam lange charakteristischen braun-weißen Lackierung versehen.
Im Jahre 1938 wurden alle Wagen dieser Baureihe mit neuen Motoren versehen. Dabei stieg man von den bisher verwendeten 24 kW-Motoren auf 38 kW starke Motoren um. Bereits 1932 hatte man die Wagen 1 und 2 für den Betrieb auf der steigungsreichen Schützenhausstraße derart umgerüstet. Außerdem erhielten die Wagen Scheibenwischer, Rückleuchten und Richtungsanzeiger.
Beim Bombenangriff auf Potsdam am 14. April 1945 gingen die Wagen 4, 12, 16, 17, 19, 20, 22 und 23 im Betriebshof Holzmarktstraße verloren. Einzig Wagen 20 wurde aus Resten des Wagens 22 wieder aufgebaut.
1954 begann für elf Triebwagen eine weitere Modernisierung. Da in nächster Zeit nicht mit Neuwagen zu rechnen war, wurden die Triebwagen 3, 5, 6, 9, 14, 15, 18 und 26-29 noch einmal komplett generalüberholt. Dabei wurden die offenen Plattformen geschlossen und das Laternendach vorn und hinten herunter gezogen. Währen die übrigen Wagen bis 1958 verschrottet worden waren, liefen die umgebauten Fahrzeuge noch bis Ende der 1960er Jahre. Wagen 108 wurde 1961 zum Beiwagen 217 umgebaut und bis 1968 eingesetzt. Als Arbeitswagen hielten die Triebwagen 15 (302), 27 (301) und 29 (303) sogar bis 1971 durch.
Leider versäumte man es, einen Wagen dieses Typs zu erhalten, obwohl noch 1971 drei dieser Wagen als ATW vorhanden waren. Aus der erhaltenen Lore 311 wurde jedoch der Historische Triebwagen Nr. 9 rekonstruiert.
Wagenkastenlänge:
Wagenkastenbreite:
Wagenkastenhöhe
(mit angez. Stromabnehmer):
Sitzplätze:
Stehplätze:
Motorleistung:
Leergewicht:
8400 mm
2150 mm
3400 mm
18
16 (Plattformen) + 3 (Innenraum)
2 * 24 kW, später 2 * 38 kW
9.6 t
Wagennr. | Baujahr | Hersteller | Bemerkung |
1 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1932 Umbau zu 34 kW, 1956 in 12 II |
2 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 in 16II |
2 II | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 24, 1958 verschrottet |
3 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1957 in 17II |
4 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Kriegsverlust |
5 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1956 in 19II |
6 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1956 in 22II |
7 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1950 zu ATW |
8 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 in 23 II |
9 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1956 in 24II |
10 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1958 verschrottet |
11 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1958 verschrottet |
12 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Kriegsverlust |
12 II | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 1, 1958 verschrottet |
13 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1958 verschrottet |
14 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 in 101 |
15 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 zu ATW 302 |
16 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Kriegsverlust |
16 II | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 2, 1958 verschrottet |
17 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Kriegsverlust |
17 II | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1957 ex 3, 1959 in 102 |
18 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 in 103 |
19 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Kriegsverlust |
19 II | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 5, 1959 in 104 |
20 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1945 Wiederaufbau mit Teilen von 22, 1958 verschrottet |
21 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1932 Umbau zu 34 kW, 1958 verschrottet |
22 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Einbau Schienenschleifeinrichtung, weiter Linienverkehr, 1945 zerstört (s. TW 20) |
22 II | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 6, 1959 in 105 |
23 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | Kriegsverlust |
23 II | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 8, 1958 verschrottet |
24 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956 in 2II |
24 II | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956 ex 9, 1959 in 106 |
25 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1957 zu ATW, 1959 verschrottet |
26 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 in 107 |
27 |
1908 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 in ATW 301 |
28 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 in 108 |
29 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1954 mod., 1959 in ATW 303 |
101 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 14, 1967 verschrottet |
102 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 17II, 1968 verschrottet |
103 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 18, 1960 verschrottet |
104 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 19II, 1967 verschrottet |
105 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 22II, 1967 verschrottet |
106 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 24II, 1960 verschrottet |
107 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 26, 1959 an Woltersdorf 8 |
108 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1959 ex 28, 1961 zu BW 217, 1968 verschrottet |
Wagennr. | Baujahr | Hersteller | Bemerkung |
36 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956/58 verschrottet |
37 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956/58 verschrottet |
38 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956 in ABW 38, 1958 verschrottet |
39 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956/58 verschrottet, zuvor Aufenthaltsraum Fontanestraße |
40 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956/58 verschrottet |
41 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, 1946 in Güterbeiwagen 41, 1958 verschrottet |
42 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, 1946 in Güterbeiwagen 42, 1958 verschrottet |
43 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, 1946 in Güterbeiwagen 43, 1958 verschrottet |
44 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, Kriegsverlust |
45 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, Kriegsverlust |
46 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, 1945 in Mannschaftswagen |
47 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, 1946 in Güterbeiwagen |
48 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, 1946 in Güterbeiwagen |
49 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, Kriegsverlust |
50 | 1907 | Waggonfabrik Lindner | bis 1920 offener Sommerwagen, Kriegsverlust |
51 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956 verschrottet |
52 | 1908 | Waggonfabrik Lindner | 1956 verschrottet |
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