Um den täglichen Verkehr von Bussen und Straßenbahnen zu ermöglichen, sind nicht nur die Linienfahrzeuge und ihre Fahrerinnen und Fahrer notwendig. Auch in Potsdam gibt es eine Reihe spezieller Sonder- und Arbeitsfahrzeugen. Mit ihrer Hilfe können die technischen Mitarbeiter Gleise schleifen, Oberleitungen reparieren oder Weichen reinigen. Leider werden dafür nur noch selten umgebaute Straßenbahnwagen benutzt. Während so früher etliche Wagen ein erstaunliches Alter erreichten (einzelne Wagen der ersten Generation waren noch in den 1960er Jahren als Arbeitswagen im Einsatz), haben heute Kraft- und Zweiwegefahrzeuge diese Aufgaben übernommen.
Seit den späten 1950er Jahren tragen die Potsdamer Arbeitswagen die traditionell 300er Nummern. Nur zwischen 1987 und 1992 hatte man diese Wagen mit 800er Nummern bezeichnet.
Der Fahrschulwagen 301 ist wohl der letzte ehemalige Linienwagen, der zu einem Arbeitswagen umgebaut wurde. Neben der Fahrerausbildung dient der Wagen auch zur Fahrleitungs-beobachtung.
1965 für die BVB gebaut, kam die Lore 313 im Jahre 2007 nach Potsdam. Sie ersetzte die Lore 311, die als Grundlage für den Wiederaufbau des Lindner-Wagens diente. Die Lore dient dem innerbetrieblichen Gütertransport.
1997 erwarb die ViP diesen Scheineschleifwagen bei der Firma Windhoff. Er ersetzte den alten Schleifwagen auf Gotha-Basis und ist 303 ist der erste Arbeitswagen der speziell für innerbetriebliche Zwecke gebaut wurde.
Mit Inbetriebnahme des neuen Betriebshofes im Jahre 2001 beschaffte die ViP auch ein Zweiwege-Rangierfahrzeug mit einem emissionsfreien akku-elektrischem Antrieb (AEM) bei der Firma Windhoff. Der kleine Wagen mit der Nummer 333 dient dem innerbetrieblichen Rangiern und wird nur auf dem Betriebshofgelände verwendet.
Nur selten ist der 1992 bei der BVG gebaute Anbau-Schneepflug im Einsatz. Er wird zumeist auf den Außenstrecken mit dem Schleifwagen 303 oder auch dem Combino Prototyp 400 verwendet.
Der erste Lindner-Wagen der für innerbetriebliche Zwecke verwendet wurde, war schon vor dem Krieg Triebwagen Nr. 22. Er war mit einer Schienenschleifeinrichtung ausgestattet worden, verblieb aber ansonsten im Liniendienst. 1940 baute man den Beiwagen 45 zum Turmwagen um.
Zwischen 1943 und 1945 richtete der Verkehrsbetrieb einen Güterstraßenbahnverkehr zwischen dem Bahnhof und dem Kraftwerk in der Zeppelinstraße bzw. den Arado-Flugzeugwerken ein. Zum Transport der Güter wurden weitere Beiwagen zu offenen Güterwagen umgebaut (31, 32, 35, 41, 42 und 43). BW 48 behielt wohl hingegen seinen Wagenkasten.
Mit dem langsamen Ausscheiden der Lindner-Wagen ab Anfang / Mitte der 1950er Jahre bekamen einige Triebwagen der Baujahre 1907/08 noch eine Gnadenfrist. Sie erhielten teilweise eine halbhohe Tür in Wagenmitte eingebaut, um auch Güter befördern zu können. Noch bis Ende der 1960er Jahre waren Fahrzeuge der ersten Generation beim Verkehrsbetrieb vorhanden.
Vier Wagen aus der Lieferserie von 1934 wurden nach Außerdienststellung zu Arbeitswagen umgebaut. Es handelte sich hierbei um die Werkstattwagen 301 (ex 119) und 302 (ex 123), den Transportwagen 303 (ex 120, Einbau Mitteltür) und den Arbeitswagen 304 (ex 122). Erst 1979 wurden die letzten Wagen dieses eleganten Typs verschrottet.
Nur recht kurze Einsätze als Arbeitswagen erlebten die Werdauer ET 50 in Potsdam. Triebwagen 137 wurde 1975 zum Werkstattwagen 301 umgebaut, ging aber bereits 1979 wieder außer Betrieb. Ihm folgte der ehemalige Triebwagen 133, der noch 1979 umgebaut wurde. Er blieb ganze zwei Jahre im Einsatz. Der ET 54 Nr. 144, der 1980 zum Gleisbauwagen wurde, überlebte länger. Zwar war er 1987 ausgemustert worden, blieb jedoch über die Wende hinaus erhalten. Schon als historisches Fahrzeug vorgesehen, kippte der Wagen 1990 bei Verladearbeiten um und war nicht mehr zu reparieren.
Insgesamt vier Arbeitswagen aus Gotha-Zweiachsern hatte der Verkehrsbetrieb im Einsatz. Neben den ehemaligen Linienwagen 302, 305 und 306, war auch ein Schienenschleifwagen (304) vorhanden, der bereits als Arbeitswagen aus Magdeburg nach Potsdam kam. Zusammen mit Nr. 306 wurde er nach Rumänien (Ploiesti) abgegeben, wo beide inzwischen ausgemustert sind. 302 wurde 2004 an Magdeburg abgegeben, wo er als Spenderwagen für den späteren Rückbau des Rangierwagens 702 zum historischen TW diente. Lediglich Wagen 305 existiert noch heute im Straßenbahnmuseum in Hannover (Wehmingen) und dient als Ersatzteilspender für den aus Schwerin übernommenen Museumswagen 21.
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